Zeitungs-Labor
Home 
Themen 
Zur Person 
Fotos 
Links 
Kontakt 

 

[ Refugium][ Zeitungs-Labor][ Roman-Labor]

 

 

Tipps für Journalisten

 

 

Wie kommt meinArtikel in die Zeitung?

Ich bin Anfänger, kann ganz gut schreiben und fühle mich berufen, Berichte für den Lokalteil der Zeitung zu verfassen! Was tun?

Einfach los schreiben funktioniert leider nicht.

Um einen manierlichen Artikel in die Zeitung zu bekommen, muss ich kein Studium absolviert haben. Basis-Voraussetzungen sind aber

- Sprachgefühl

- Verständnis für die Materie, über die man schreibt

- unbändige Neugier

- hartnäckiger Forschergeist

- Fähigkeit, sich in andere Menschen zu versetzen

- Lust am analytischen Lesen

Kontakt zur jeweiligen Lokalredaktion brauche ich natürlich auch, aber das ist die geringste Hürde, wenn ich die anderen Voraussetzungen erfülle.

Sprachgefühl

Eine gewisse Sprachbegabung muss ein Journalist mitbringen, aber das Talent allein reicht nicht aus. Sprachgefühl entwickelt sich beim bewussten lesen, bewussten zuhören und bewussten sprechen.

Verständnis für die Materie, über die ich schreibe

Ich muss verstehen, über was ich schreibe. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es sich anhört. Selbst Profis schreiben mitunter über Dinge, von denen sie zu wenig verstehen. Sie müssen sich dann zu sehr auf Erklärungen und Interpretationen von Experten verlassen und geben auf diese Weise ihre Unabhängigkeit auf. Wenn ich beispielsweise über Haushaltsberatungen schreibe, muss ich wissen, wie ein Haushalt aufgestellt wird.

Unbändige Neugierde

Neugierde ist nicht gleich Neugierde. Die Neugierde der Gerüchte verbreitenden Klatschtante reicht nicht aus. Was zählt, ist eine radikale Offenheit für alles Neue, Unverständliche und Zweifelhafte, aber auch die Fähigkeit, Allzubekanntes und Immerwiederkehrendes grundsätzlich zu hinterfragen.

Hartnäckige Recherche

Die allumfassende Neugierde ist der große Topf, aus dem der Journalist schöpft, aber ein Zeitungsartikel braucht ein klar umrissenes Thema, ein Recherche-Ziel. Dieses Ziel muss der Journalist hartnäckig verfolgen, auch gegen den Widerstand potenzieller Informanten. Konkret bedeutet das: Zur Recherche gehören auch unbequeme Fragen!

Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen

Jede Aussage hat mehrere Ebenen. Zum einen gibt es die Kernaussage. Der Absender der Aussage, ob gesprochen oder geschrieben, verfolgt aber auch immer bewusst oder unbewusst einen Zweck, den ich als Journalist erkennen muss. Um den Text hinter dem Text (landläufig „Subtext“ genannt) zu verstehen, muss ich in der Lage sein, mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen.

Lust am analytischen Lesen

Üben macht den Meister – das gilt auch im Journalismus. Das bedeutet zum einen, immer wieder nach der besten Formulierung zu suchen. Das bedeutet aber auch permanentes Training: Wer nicht bereit ist, täglich Zeitung zu lesen, ist für die Mühen des Journalistenalltags ungeeignet. Dabei sollte sich gerade der Neuling intensiv mit fremden Nachrichtentexten befassen: Wie steigt der Journalist in den Text ein, wie endet der Text? Welche Satzformen und welche Zeitformen benutzt er? Welche Verben verwendet er?

Johannes Fischer, Germanist, Politologe (Abschlussarbeit "Kunst- und Erkenntnistheorie bei Carl Einstein"). Seit 1991 hauptberuflich im Zeitungs-Journalismus. Spezialgebiet: Qualitätsjournalismus in der Lokalredaktion.

[Home][Themen][Zur Person][Fotos][Links][Kontakt]

johannes.fischer@online.de